Der elektrische Strom i erhitzt das Gewebe ausreichend langsam, so daß das Wasser der intra- und
extrazellulären Flüssigkeiten mehr oder weniger verdampft und die koagulationsfähigen Bestandteile
des Gewebes thermisch koagulieren. D.h., dass Gewebe je nach Art mehr oder weniger stark schrumpft,
ähnlich einem Stück Fleisch in einer heißen Pfanne. Dieser Effekt der Koagulation wird in der Chirurgie
vorteilhaft zur Blutstillung genutzt. Durch die Koagulation schrumpfen auch die perforierten Blutgefäße,
wobei der Umfang der Gefäße so weit zusammenschrumpft, daß die Gefäßperforation völlig geschlossen wird
und kein Blut mehr herausfließen kann.
Der elektrische Strom erhitzt das Gewebe an der Trennstelle so schnell, daß die intra- und extrazelluläre
Gewebeflüssigkeit keine Zeit mehr hat langsam zu verdampfen. Der im Gewebe entstehende Dampfdruck zerreißt
die Zellwände bzw. das Gewebe explosionsartig.
Diese Vorgänge finden in mikroskopisch kleinen Dimensionen statt. Mit geeigneten aktiven Elektroden läßt
sich jedes elektrisch leitfähige Gewebe bequem trennen bzw. schneiden.
Die Vorteile dieser Schneidetechnik im Vergleich zu dem mechanischen Schnitt mit Skalpell oder Schere sind:
Qualitativ kann man die Schneideeigenschaften der Hochfrequenzchirurgie nach dem Koagulationsgrad der Schnittfläche in koagulationsfreie und schwach bis stark koagulierende Schnitte unterscheiden. Der Koagulationsgrad der Schnittfläche ist unter anderem von folgenden Parametern abhängig:
Mit zunehmender Dicke d der Schneitelektrode steigt die Tiefe der Koagulationzone k.
Eine lanzettenförmige Schneidelektrode erzeugt z.B. mehr Koagulation der Schnittfläche als eine dünnere
Schneideelektrode. Koagulierende Schneideelektroden sind z.B. Lanzettenelektroden und Nadelelektroden.
Weniger oder nicht koagulierende Schneideelektroden sind z.B. Bandschlingen und dünne Drahtschlingen.
Je höher die effektive HF-Leistung PHF , desto tiefer wird die Koagulationstiefe k.
Um überhaupt einen Schnitt führen zu können ist eine Mindestleistung Pmin erforderlich. Für einen zügigen
koagulationfreien Schnitt ist aber etwas mehr Leistung erforderlich als Pmin , nämlich die optimale Leistung
Popt. Steigert man die Leistung über Popt hinaus, so wird die Koagulationszone tiefer und tiefer.
Ab PF bilden sich an der Schneidelektrode mehr und mehr Funken, die dann zu einem Lichtbogen übergehen können, und die
Schnittfläche stark karbonisieren.
Durch Modulation der Amplitude des HF-Stromes kann man den Koakulationsgrad k der Schnittflächen beim
Schneiden beeinflussen. Der Koagulationsgrad k nimmt mit dem Modulationsgrad zu. Der Modulationsgrad
kann mathematisch durch den Crestfaktor beschrieben werden. Der Cresfaktor C ist das Verhältnis des
Spitzenwertes Is (= max.Amplitude ) zum Effektivwert Ieff des Stromes.
C = Is / Ieff
Der Koagulationseffekt beim Koakulieren mit ruhenden Kugel-, Flächen- oder Nadelelektroden sowie mit
Klemmen oder Pinzetten ist jedoch unabhängig vom Crestfaktor des HF-Stroms. Hierbei interessiert
lediglich der Effektivwert des HF-Stroms.
Der Koagulationsgrad k der Schnittflächen ist auch von der Geschwindigkeit v der Schnittführung abhängig.
Je langsamer die Schneideelektrode durch das Gewebe geführt wird, desto stärker werden die Schnittflächen koaguliert.
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