Für seine enorme Leistung produziert das Herz auch selbst den benötigten "Strom" und verfügt zudem über
ein weitverzweigtes Leitungssystem, das die Impulse für den Herzschlag übermittelt. Im rechten Vorhof
sitzt der Sinusknoten, ein kleines Nervengeflecht, das gewissermaßen der Schrittmacher des Herzens ist.
Von ihm aus gehen die Impulse für den Herzschlag weiter zu tiefergelegenen Knoten und Fasern, die zusammen
das wichtige Reizbildungs- und Reizleitungssystem des Herzens darstellen. Die Impulse, die mit einer
Geschwindigkeit von etwa zwei Metern pro Sekunde zu den Wänden der beiden Herzkammern geleitet werden,
bewirken schließlich die Kontraktion, das Zusammenziehen des Herzmuskels und den Auswurf des Blutes in
den Kreislauf. Zum Reizleitungssystem gehören außer dem Sinusknoten noch der sogenannte AV-Knoten
(Atrio-Vetrikular-Knoten, das HIS'sche Bündel, der rechte und die beiden linken Tawaraschenkel sowie die
Purkinje-Fäden. Ein Ausfall in diesem System kann fatale Folgen haben und zum Herzstillstand führen.
Die Natur hat deshalb gleich mehrere Sicherungen eingebaut. Fällt einmal der Sinusknoten aus, dann springen
andere Impulsgeber dafür ein.
Die Erregung nimmt ihren Ursprung im Sinusknoten (1). Von hier geht der Impuls über die Muskulatur
der Vorhöfe (2). Nach ca. 50 ms gelangt dieser zum AV-Knoten (3). Dieser ist ein Verteiler und dient
bei Versagen des Sinusknoten als "Reserveschrittmacher". Im AV-Knoten gibt es eine zeitliche Verzögerung
und von dort gelangt das Signal zum HIS'schen Bündel (4), von dort zu den TAWARA-Schenkeln (5),
den PURKINJE-Fasern (6), und dem Ventrikel-Myocard (7).
Die Medizintechnik hat verdienstvollerweise schon Ende der 50er Jahre einen künstlichen Herzschrittmacher
entwickelt, der inzwischen wesentlich verbessert wurde und Tausende von Herzkranken am Leben erhalten konnte.
Dem Schweden Arne Larsson wurde am 8.Oktober 1958 in Stockholm als erstem Menschen ein solcher künstlicher
Herzschrittmacher eingesetzt. In der Bundesrepuplik erhalten heute jährlich rund 30.000 Menschen mit schweren
Herzrhythmusstörungen einen Schrittmacher.
Im Bild sind die Richtungen der Erregungsausbreitung in den einzelen Herzabschnitten, ausgehend vom Sinusknoten,
aufgezeichnet. Man sieht, daß sich die Erregung in den Vorhöfen hauptsächlich herzspitzenmäßig ausbreitet und
dadurch eine Welle oder Zacke nach oben (P-Zacke) entsteht. Nachdem die Erregung in den Kammern über das HIS'sche
Bündel rasch zur Herzspitze gelangt ist, breitet sie sich kurz in den Papillarmuskeln basalwärts aus; es entsteht
die Q-Zacke unterhalb der Nullinie. Die Erregung schreitet dann aber in der Kammermuskulatur wieder vorwiegend
spitzenwärts fort, R-Zacke, oberhalb der Nullinie. Darauf ergreift die Erregung die Kammerwände und breitet sich
hauptsächlich basalwärts aus, die S-Zacke entsteht unterhalb der Nullinie. Dann wird die Wandmuskulatur von innen
nach außen erregt, was parallel zur elektrischen Herzachse geschieht und elektrisch kein Signal geben kann.
Erst der Erregungsrückgang in der Kammer von der Spitze aus in Richtung Basis gibt wieder ein Signal. Der
Erregungsrückgang wird bei gleicher Richtung wie die Erregungsausbreitung umgekehrt registriert, also nach oben,
es entsteht die T-Welle.
Die nachfolgenden Bilder stellen oben genannten Sachverhalt in anderer Form dar:
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